Zur Geschichte

Die Geschichte der Landschreiberei in Atzbach ist eng mit dem Aufstieg des Ortes zum Sitz des "Nassauischen Amtes Atzbach" im Jahr 1732 verbunden. Dies geschah auf Beschluss der Weilburger Regierung, die die bis dahin eigenständigen Ämter Gleiberg und Hüttenberg/Stoppelberg zusammenlegte. 

 

Das Amt Atzbach erstreckte sich von Salzböden im Norden bis Oberkleen im Süden und umfasste insgesamt 27 Dörfer. Die Aufgaben dieses Rentei- und Justizamtes wuchsen stetig an und führten bald zu Platzproblemen in den vorhandenen Amtsräumlichkeiten. Dies Zwang zur Auslagerung verschiedener Abteilungen, darunter die Landschreiberei. Der Komplex der Landschreiberei wurde daher 1734 von der nassauischen Regierung als Dienstwohnung und Amtssitz des Landschreibers erworben.

 

Die Landschreiberei war eine wichtige Abteilung des Rentei- und Justizamtes und hatte umfangreiche Zuständigkeiten, die mit heutigen Begriffen, wie Grundbuchamt, Ortsgericht, Katasteramt, Vormundschaftsangelegenheiten und Gesundheitswesen umrissen werden können. 

 

Mit der politischen Neuordnung Europas infolge des Wiener Kongresses im Jahr 1816 endete auch die Amtsbürgermeisterei Atzbach als Verwaltungseinheit. Der Kreis Wetzlar wurde Teil des neuen preußischen Staatsverbandes. Gleichzeitig erlosch die angestammte Herrschaft Nassau-Weilburg.

 

Trotz dessen blieb die Landschreiberei über das Jahr 1816 hinaus noch weitere 33 Jahre lang für Eintragungen in die Kontraktenbücher bei Kauf-, Tausch- und Übergabeverträgen bestehen. 1849 mit der Einführung einer neuen Gerichtsverfassung in der preußischen Rheinprovinz wurde das Justizamt in Atzbach schließlich aufgelöst.

 

 

Die heutige Anlage umfasst ein zweigeschossiges Wohnhaus mit Wirtschaftsbauten sowie eine stark veränderte, vermutlich barocke Scheune mit Gewölbekeller. Im Wohnhaus deuten einige Merkmale auf einen barocken Ursprung hin, darunter ein Eckständer mit Profil, das Stichgebälk und mächtige Mittelunterzüge im Inneren.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden einige Veränderungen vorgenommen: So wurde 1933 aus verkehrstechnischen Gründen ein beeindruckender Teil des Hauses mit vorkragendem Obergeschoss und Mansarddach abgerissen. Da dieser weit in den Straßenraum hineinragte, konnten beladene Erntewagen das Gebäude nur schwer passieren.

 

Die weitere Baugeschichte dieses historisch und städtebaulich interessanten Komplexes ist bis heute noch nicht vollständig geklärt.

 

Nicht unerwähnt soll eine weitere Besonderheit bleiben: Man sagt, dass bereits Johann Wolfgang von Goethe einst in der Landschreiberei war und den damaligen Landschreiber besuchte. Ob das allerdings war ist, konnten wir bisher noch nicht bestätigen.

Quellen: